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Performance: Pink Eye
>> Was wissen wir, wenn wir jemanden sehen? Elisabeth Bakambamba Tambwe stellt in Pink Eye den Blick und unsere individuellen Filter auf die Probe, mit denen wir Personen kategorisieren – in ihrem Fall schwarz, weiblich, Künstlerin und Mutter. „Cast a critical eye on the gaze“ könnte das auf Maurice Merleau-Ponty verweisende Motto der bildenden Künstlerin und Choreografin sein, die in ihrer Arbeit die (Selbst-)Manipulation von Körpern in Westeuropa, in der afro-österreichischen Diaspora und in der kongolesischen Gesellschaft thematisiert.¹ Wie lassen sich Blicke zurückerobern, brechen, umlenken? Tambwe liebt es, Grenzen zu sprengen: So, wie sich der Mensch nach Merleau-Ponty in seiner Ambiguität weder als reines Bewusstsein noch als reines Ding empfindet, werden in Tambwes Performance genüsslich die Gegensätze zwischen Subjekt und Objekt, Bühne und Backstage, Kultivierung und Trash sowie Individuum und Klischee aufgehoben. Der Begriff Pink Eye bezeichnet sowohl die rosarote Brille als auch eine Augenentzündung – beides trübt den Blick. Tambwe schält sich Hülle für Hülle aus dem Korsett der Erwartungen, um einen wahrlich lustvollen Blick hinter den Spiegel zu inszenieren.
¹ PINK EYE (19.02.2018)
Musik: Battle-Ax, fAUNA, Amen
>> Wie lässt sich der massiven Einwirkung der beschleunigten technologischen Entwicklung – und dem damit einhergehenden sozialen Wandel – auf die körperliche Wahrnehmung nachspüren?¹ Hinweise auf die Folgen dieser dramatischen Veränderungen finden sich in den sich schnell wandelnden, über Genregrenzen hinwegsetzenden Kompositionen der Künstlerinnen Beatrix Curran alias Battle-ax und Rana Farahani alias Fauna.
Battle-ax und Fauna reflektieren wie viele andere Vertreter*innen zeitgenössischer Kulturproduktion die Stimmung unserer im Umbruch befindlichen Welt. Dem Gefühl der Unsicherheit, die diese im Menschen auslöst, verleihen sie auf unterschiedliche Art und Weise Ausdruck. Im Beben der Klänge aus Battle-axs verzerrter Bratsche, das Raum und Zuhörer*in zugleich umschließt, oder in den dekonstruierten Vocals von Fauna, deren tranceartige Tracks ein desorientierendes Gefühl hinterlassen², entstehen Spiegelungen einer ungewissen Zukunft. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die aus Kollaborationen stammenden elektronischen Untermalungen, welche Battle-axs Produktionen eine filmmusikalische Anmutung geben: anstelle des bewegten Bildes tritt die Fantasie.
Battle-ax hat zuletzt eine zyklische Rückkehr in die Kunstperformance vollzogen. Das Konzert für die Biennale Innsbruck International ist nun das erste, das ihr hochemotionales Werk mit dem Schlagzeugspiel von Bruno Mokross und elektronischen Fragmenten von DJ Paypal vereint. So verbreitern sich die Sphären des künstlerischen Schaffens der eigentlichen Solistin. Fauna wird mit ihrem Konzert an die elektronischen Elemente von Battle-axs Performance anknüpfen und diese verdichten. Das DJ-Set von Aleksandar Vučenović alias AMEN entführt im Anschluss endgültig in die futuristische Welt der hybriden Clubmusik.
¹ Heiser, J. (2015), Doppelleben. Hamburg: Philo Fine Arts, S. 481.
² Wiener Festwochen, Fauna, 2018 (01.03.2018)
Texte: Nicole Alber (Performance), Christian Glatz (Musik)
Spezieller Dank an Christian Neururer GmbH.
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