Marcus Coates macht in seinen Performances, Video- und Audioarbeiten die Welt aus einer nicht menschlichen Perspektive heraus erfahrbar. Für The Sounds of Others: A Biophonic Line bearbeitet der britische Künstler insgesamt 25 menschliche und andere tierische Laute: Mit einer speziellen Software streckt und komprimiert Coates die Stimmen von Staren, Blauwalen, Robben, Kanarienvögeln, Kindern und unzähligen anderen Geschöpfen. Das macht Töne außerhalb der Reichweite des menschlichen Ohres hörbar und bringt überraschende Ähnlichkeiten zu Tage: Verlangsamt klingt die menschliche Stimme wie ein Löwe, der sich wiederum beschleunigt nach einem Vogel anhört; ein entschleunigter Babyschrei gleicht dem Ruf eines Erwachsenen. Mit der paarweisen akustischen Annäherung wollte Coates „eine Verbindungslinie von den Menschen hin zu so vielen Spezies wie möglich ziehen“1, denn in Wahrheit, so Deleuze und Guattari, „ist es die Stimme, der Klang, ein gewisser Stil, wodurch man Tier wird, und zwar in aller Nüchternheit“.²
The Sounds of Others: A Biophonic Line hinterfragt die binär organisierte Hierarchie von „wir“ und den „anderen“. Mitten im Hof garten, dem urbanen Rückzugsort von Mensch und Tier, beschreibt Coates mit der Kultur des Sound-Machens gleichsam eine Kultur außerhalb des Menschseins.
1 Interview, Marcus Coates, AnOther Magazine, November 2014 (www.anothermag. com/art-photography/4106/the-sounds-ofothers-by-marcus-coates, 22.02.2018)
2 Gilles Deleuze und Félix Guattari, Kafka. Für eine kleine Literatur (1975), Suhrkamp Verlag, 1976, S. 13.
Text: Nicole Alber
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